Kolpingbühne gewinnt bayerischen Amateurtheaterpreis „Larifari“
Mit unserer Jubiläumsproduktion 2013 „Die Bettleroper“ hatten wir uns an der Ausschreibung zum 2. Bayerischen Theaterpreis „Larifari“ beteiligt.
Hierzu mussten wir eine Video- und Bilddokumentation inklusive Presseberichte an den Verband übermitteln.
Kürzlich haben wir die Nachricht bekommen, dass wir unter 67 teilnehmenden Bühnen zu einem der drei Gewinner gewählt wurden.
In der Jury waren die Delegierten des Verbandes Bayerischer Amateurtheater, darunter Sepp Kumminger, der stellvertretende Landesspielleiter des VBAT.
Wir waren eingeladen, am 03.05.2014 in Martinszell bei der feierlichen Preisverleihung unseren Larifari in Empfang zu nehmen.
Wir durften im Rahmen der Veranstaltung sogar nochmals einige Szenen aus der Bettleroper wieder aufführen, bevor wir nach einer wunderbaren Laudatio von Sepp Kumminger den „Kasperl“ Larifari (der ja bekanntlich am Ostufer des Starnberger Sees durch Graf Pocci erfunden wurde) überreicht bekamen.
In seiner Laudatio würdigte Kumminger die Leistungen der Kolpingbühne Starnberg.
Verehrte Festgäste, eine esehr geehrte Damen und Herren,
liebe Preisträger, liebe Theaterfreunde aus Nah und Fern,
wir sind heute hier, um die Kolpingbühne Starnberg zu ehren,
und dazu werden Sie von mir nun die Laudatio hören.Der Amateurtheaterpreis 2011 war für mich eine große Schande,
denn nicht ein Preis ging nach Oberbayern, meinem Heimatlande.
Des Öfteren musste ich hören, Oberbayern hat zwar Masse,
aber Franken und Schwaben, die haben Klasse.Das waren für mich als Chiemgauer wirklich schwere Stunden,
und ich fühlte mich wie ein Indianer, dann den Pfahl gebunden.
Der auch mit der Gesamtsituation einfach unzufrieden war,
es musste sich dringend was ändern im 2013er-Jahr.Was macht ein stockkonservativer Oberbayer in so einer Situation,
er ruft nach der CSU, seinem einzig wahren Patron.
Doch die hatten selber genug Theater in der Staatskanzlei,
von Drama über Komödie, bis hin zur Farce war da alles dabei.Von dort war also keine Hilfe zu erwarten,
so musste ich einen zweiten Anlauf starten.
Meine Heimat ist sehr christlich, dafür muss ich sie loben,
ich erbat mir himmlischen Beistand, und zwar von oben.Schnell erheiterte sich mein angeknackstes Gemüt,
da es in Oberbayern doch viele gute Kolpingbühnen gibt.
Und so freute ich mich, als der Film der „Bettleroper“ bei mir angekommen war,
von der Kolpingbühne Starnberg, 50 Jahre alt im letzten Jahr.Schon die Durchsicht der eingesandten Unterlagen ließ mich erahnen,
dass die Starnberger sicher keine „falschen Fuchzger“ waren.
Nein, die Übersicht der bisher gespielten Stücke zeigt,
dass dieser Verein ganz vorne im Orchester geigt.Die Auswahl des Stücks, in Adaption sehr bekannt von Berthold Brecht,
war mutig und beherzt, das Ergebnis gibt ihnen heute Recht.
Obwohl es aber doch erstaunt und das sage ich ganz unverzagt,
wenn sich eine Kolpingbühne an so ein verruchtes Thema wagt.Im Stück geht es um Bettler- und Räuberkönige, die in wilder Ehe leben,
um korrupte Polizei und Herzensbrecher, die mehreren Frauen die Ehe geben.
Auch Rache, Verrat und selbstverliebtes Ego gelten als Moral,
und für die schwarzen Witwen ist der Gattenmord völlig normal.Doch das war ihm egal, dem Josef Hiebl, der „Starnberger Durchlaucht“,
hatte doch schon Brecht gesagt: „Nehm jeder sich heraus, was er grad braucht.“
Und das tat der Josef Hiebl und schon das Bühnenbild gab ihm Recht,
machte er doch die Vorgabe, alle Requisiten auf Rollen, das wäre nicht schlecht.Dann können sie die Spieler ganz leicht selber bewegen,
und auch ein 15-maliger Umbau käme ihm sehr gelegen.
So wird kurzerhand die Tischplatte samt Kaffeegeschirr abgenommen,
und schon ist der Zuschauer im Polizeirevier angekommen.Auch fand die Jury in seiner Bewertung sehr gelungen,
dass in jeder Szene wurde kräftig gesungen.
Man braucht bei der Bettleroper keine Opernsänger, sondern vielmehr,
viele mutige und zum Singen engagierte Theaterspieler.Das erfordert viel Einsatz, fast ein halbes Jahr gab es Gesangsunterricht,
und ich muss ehrlich gestehen, dieser stand Euch perfekt zu Gesicht.
Ihr habt klar und deutlich gesungen, mein Gehör stand ganz offen,
Ihr habt die Töne nicht nur gefunden, nein, ihr habt sie auch getroffen.Ebenso fanden wir die musikalische Begleitung einfach klasse,
nur ein Keyboard und ein Schlagzeug, auch hier Qualität statt Masse.
Und auch die gelungene Choreographie ist aller Ehren wert,
sie hat euch nicht nur viel Schweiß, sondern auch viel Beifall beschert.Somit sei kurz und knapp zusammengefasst,
bei diesem Stück hat einfach alles gepasst.
Das Schauspiel, die Präsenz, auch die Ausstrahlung war voller Energie,
absolut gelungen die dramaturgische Arbeit und vor allem die Regie.Ach ja, und eines muss ich zum Schluss ganz ehrlich gestehen,
ich würde so gerne heute nochmal die „schrägen“ Konstabler sehen.
Die beiden waren wirklich „zum Umfallen“ gut,
nicht nur vor diesen zieht der Larifari heute Abend seinen Hut.So hat es also bei allen Bewertungen fast die meisten Punkte gegeben,
und die mit den meisten Punkten gewinnen meistens im Leben.
Das Juryergebnis ist korrekt, es wurde mehrfach gesichtet,
auf Prüfung durch einen gelben Automobilclub wurde dankend verzichtet.Ich darf im Namen der Jury nun von ganzem Herzen gratulieren,
und ihnen, liebes Publikum im Saal voller Stolz präsentieren:
Den Sieger des Bayerischen Amateurtheaterpreises, prämiert mit dem bronzenen Zwerg,
„Die Bettleroper“ von der Kolpingbühne Starnberg.Herzlichen Glückwunsch!
Martinszell, 03.05.2014
Sepp Kumminger, stv. Bayerischer Landesspielleiter des VBAT